Cybervorfälle, wie Ransomware-Attacken, Datenpannen und IT-Ausfälle sind für Unternehmen in Österreich laut dem Allianz Risk Barometer 2024 das größte Risiko. Gefolgt von makroökonomische Entwicklungen wie Inflation, Deflation, finanzpolitische Entscheidungen und Sparprogramme. Für die Studie wurden mehr als 3.000 Risikoexpert:innen aus 92 Ländern nach ihren Top-Unternehmensrisiken befragt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 1/17/2024
Österreichische Studienteilnehmer:innen nennen Cyber-Attacken als Top-Risiko. Lag 2023 die Energiekrise als bestimmendes Thema noch auf Rang 2, wurde diese heuer auf den 8. Platz verdrängt und durch makroökonomische Entwicklungen wie Inflation, Deflation, finanzpolitische Entscheidungen und Sparprogramme abgelöst (2023: Platz 4). Vorgerückt sind auch Sorgen aufgrund von Veränderungen von Gesetzen und Vorschriften wie etwa Sanktionen oder Zölle (Platz 4, 2023: Platz 10). Klimawandel und Naturkatastrophen bleiben auf den Plätzen 5 und 6 bestimmende Themen.
Rémi Vrignaud, CEO der Allianz in Österreich:
"Naturkatastrophen sind erneut unter den größten Risiken. Unwetter, Dürren, Überschwemmungen und klimatisch bedingte Brände sind auch in Österreich Realität geworden. Hier gilt es für Betriebe entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Auf der anderen Seite brauchen wir Regelungen, die eine gute Naturkatastrophendeckung für Versicherer ermöglichen. Eine Integration in die Feuerversicherung nach dem belgischen Vorbild scheint vor diesem Hintergrund sehr sinnvoll."
Cyber-Sicherheit weltweit unangefochtenes Top-Risiko 2024
Cyber-Vorfälle (36%) sind zum dritten Mal in Folge und erstmals mit deutlichem Abstand von fünf Prozentpunkten das Hauptrisiko für Unternehmen. Neben Österreich stufen weitere 16 Länder, darunter Australien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Großbritannien und den USA, Gefahren durch Cyber-Attacken als größtes Risiko ein. 59% der Befragten nennen Datenpannen als die besorgniserregendste Bedrohung noch vor Angriffen auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte mit 53%. Ransomware-Attacken treiben ebenfalls mehr als die Hälfte der Unternehmen um, da diese im vergangenen Jahr deutlich zugenommen haben. 2023 sind Schadenfälle gegenüber 2022 um mehr als 50% gestiegen.
Betriebsunterbrechungen und Naturkatastrophen versetzen Unternehmen in Unruhe
Störungen von Lieferketten sind nach der Corona-Pandemie zwar seltener geworden, dennoch bleiben Betriebsunterbrechungen mit 31% das zweitgrößte Risiko für Unternehmen. Dieses Ergebnis verdeutlicht die zahlreichen Verflechtungen in einer immer volatileren Welt und die hohe Abhängigkeit von Lieferketten bei kritischen Produkten oder Dienstleistungen. Für Unternehmen gilt daher, dass ihre Prioritäten im Risikomanagement 2024 in der Sicherstellung der Geschäftsfähigkeit, dem Identifizieren von Engpässen in der Lieferkette und dem Aufbau alternativer Zulieferer liegen sollten.
Naturkatastrophen steigen im diesjährigen Risk Barometer mit 26% von Platz 6 auf und sind damit einer der größten Aufsteiger. 2023 war in vieler Hinsicht ein Rekordjahr: Es war zum Beispiel das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Außerdem überstiegen Versicherungsschäden zum vierten Mal in Folge die 100 Milliarden US-Dollar-Marke. Allein 60 Milliarden US-Dollar gehen hierbei auf das Konto heftiger Unwetter. Naturkatastrophen sind das Top-Risiko in stark von unterschiedlichen Extremwetterlagen betroffenen Staaten wie Griechenland, Hong Kong, Kroatien, Malaysia, Marokko, Mexiko, Slowenien, Thailand und Ungarn. Ein Waldbrand in der Nähe von Alexandroupolis in Griechenland im vergangenen Jahr, war die größte jemals erfasste Naturkatastrophe in der EU. Überschwemmungen in Slowenien sorgten für große Störungen in den Lieferketten. Vor allem europäische Autohersteller und Zulieferer hatten in der Folge mit Produktionsverzögerungen und Engpässen bei Bauteilen zu kämpfen.
Regionale Unterschiede in der Risikowahrnehmung
Obwohl der Klimawandel mit 18% weiterhin auf Platz 7 im Ranking bleibt, ist er in Brasilien, Griechenland, Mexiko und der Türkei unter den Top-3-Risiken zu finden. Physische Schäden an Unternehmenswerten durch Extremwetterereignisse sind hier die Hauptbedrohung. Betroffen sind vor allem Versorger sowie Energie- und Industrieunternehmen. Es ist zu erwarten, dass Unternehmensrisiken auf dem Weg zur Klimaneutralität und Haftungsrisiken steigen werden, da Firmen viel Geld in neue, häufig kaum bewährte Technologien mit geringem CO2-Ausstoß investieren müssen, um ihr Geschäftsmodell zu transformieren.
Aufgrund der andauernden Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine sowie Spannungen zwischen den USA und China, klettern politische Risiken und Gewalt mit 14% von Platz 8 auf 10. Das anstehende Superwahljahr, in dem mehr als 50% der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgerufen sind, bietet ebenfalls ein hohes Risikopotenzial. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Wahlen in den USA, Indien, Russland und Großbritannien. Unzufriedenheit mit dem Wahlausgang, in Verbindung mit genereller wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Lebenshaltungskosten und starker Verbreitung von Fake News via Social Media, kann im schlimmsten Fall zu weiterer sozialer Polarisierung und erhöhtem Konfliktpotenzial weltweit führen.
Makroökonomische Entwicklungen fallen nach den teils heftigen wirtschaftlichen Ausschlägen der Covid-Jahre mit 19% von Platz 3 auf 5. Dennoch stehen weiterhin viele wirtschaftliche Herausforderungen bevor. Daten von Allianz Research zeigen, dass die Wachstumsaussichten mau sind und 2024 weltweit kaum mehr als ein zweiprozentiges Wachstum zu erwarten ist. Für Deutschland sind die Aussichten noch schlechter: Allianz Research prognostiziert hierzulande ein Wachstum von nur 0,5%.
Weltweit betrachtet, wird der Fachkräftemangel mit 12% und Platz 10 (vorher 8) als ein geringeres Risiko im Vergleich zu 2023 eingeschätzt. Regional stellt sich das anders dar: Unternehmen in Deutschland (Platz 4), Zentral- und Osteuropa, Großbritannien sowie Australien nennen den Mangel an Fachkräften als Top-5-Risiko. In vielen Ländern ist die Arbeitslosenquote weiterhin auf Tiefstständen und Unternehmen bieten weitaus mehr Stellen an, als es Bewerber gibt, um diese zu besetzen. IT- und Datenexperten sind besonders schwer zu finden, was sich im Hinblick auf den Kampf gegen Cyberverbrechen als großes Problem darstellt.
Foto oben: Rémi Vrignaud, CEO der Allianz in Österreich.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren