Eine österreichweit durchgeführte Online-Umfrage des Marktforschungsinstituts INTEGRAL im Auftrag von Standard Life zeigt, dass rund Dreiviertel der Befragten (74%) von gleichbleibenden oder höheren Kosten zur Alltagsbewältigung im Ruhestand ausgehen. Zugleich rechnen 69% der Umfrageteilnehmer damit, dass die Zahlungen aus Pension und Altersvorsorge niedriger als das aktuelle berufliche Einkommen sein werden. Die Höhe dieser finanziellen Einbuße wird größtenteils zwischen 20% und 40% eingeschätzt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 2/1/2024
Österreich ist mit einem durchschnittlichen Pensionsantrittsalter von 59,7 (Frauen) bzw. 61,6 Jahren (Männer) nach wie vor ein Paradies für Frühpensionisten. Dementsprechend lange ist auch die Ruhestandsphase, in der man finanziell über die Runden kommen muss. Wie die INTEGRAL-Umfrage zeigt, hat für 55% der Befragten in der Pension die höchste Priorität, dass ihre Ausgaben bis zum Lebensende gedeckt sind. Dass dabei eine professionelle Ruhestandsplanung auch noch knapp vor dem Pensionsantritt einen großen Unterschied hinsichtlich Rendite, finanzieller Sicherheit und Wertbeständigkeit macht, zeigen Modellrechnungen des Vorsorgeexperten Ronald Felsner von FBP Financial Advisers:
"Bei der Ruhestandsplanung analysieren wir das gewünschte Zieleinkommen in der Pension, checken Möglichkeiten des Zuverdienstes und finden dann die optimale Veranlagungsstrategie, um kurz- und mittelfristige Liquidität zu sichern, gleichzeitig renditeorientiert investiert zu bleiben und steuerliche Vorteile (z.B. durch Verrentung von Kapital) auszunützen. Das macht gerade bei Frauen, die Großteils über eine geringere Pension verfügen, einen großen Vorteil für die lebenslange finanzielle Absicherung aus."
Laut Felsner sei weder bei Kunden noch bei den meisten Vermittlern das Ausmaß der steuerlichen Besserstellung einer Fondsgebundenen Lebensversicherung im Vergleich mit einer Bankveranlagung bislang angekommen.
Ruhestand muss gelernt werden
Die möglichst sorgenfreie finanzielle Absicherung ist nicht das einzige Kriterium, das dazu beiträgt, den Ruhestand als positive Lebensphase zu bewerten. Entscheidend sind vielfältige Faktoren, zu denen auch psychologische Aspekte zählen: So empfinden Menschen, die sich vorrangig über ihren Beruf definiert und gerne viel gearbeitet haben, die Pensionierung oft nicht als Sprung in eine positive, selbst bestimmte Lebensphase, sondern als seelische Belastung.
Dazu Alternsforscher Univ. Doz. Dr. Gerald Gatterer:
"Altern und Pensionierung sind ein multifaktorielles Geschehen, das biologische, psychologische, soziale und kontextuelle Faktoren beinhaltet. Grundlage hierfür sind Lern- und Anpassungsprozesse an neue Lebenssituationen. Insofern stellt die Pensionierung eine neue Lebensaufgabe und Herausforderung dar, die einen Risikofaktor für physische und psychische Erkrankungen darstellt, aber auch Entwicklungspotenziale birgt. Die Planung des Ruhestands muss daher ganzheitlich angegangen werden."
Christian Nuschele, Head of Distribution bei Standard Life:
"Die Pensionsvorsorge konzentriert sich sehr häufig ausschließlich auf das Ansparen, also die Zeit bis zum Pensionseintritt. Danach herrscht sehr oft das Prinzip Hoffnung, dass das angesparte Geld auch tatsächlich bis zum Lebensende ausreichen wird. Das ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund der höheren Lebenserwartung und steigender Kosten im Alter ein Risiko. Deshalb sollte auch die Pensionsphase im Rahmen einer Ruhestandsplanung professionell finanziell geplant werden. Kaufkraftschutz des Pensionskapitals und Risikominimierung durch lebenslange Rentenauszahlungen sind dabei zwei wesentliche Faktoren. In Deutschland gibt es dazu schon einen eigenen Berufszweig mit spezifisch ausgebildeten Beratungsspezialisten. Hier in Österreich ist diese Dienstleistung bei Konsumenten noch weitgehend unbekannt, was wir gerne ändern wollen."
Foto oben v.l.n.r.: Christian Nuschele, Head of Distribution bei Standard Life Österreich und Deutschland, Ronald Felsner, FBP Financial Advisers und Univ.-Doz. Dr. Gerald Gatterer, Leiter des Instituts für Alternsforschung
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