Die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels wurden 2024 durch Ereignisse wie das Italien-Tief „Anett“ mit Schäden von bis zu 100 Mio. Euro deutlich. Diese Naturkatastrophen sind ein Weckruf für die Versicherungsbranche, sich intensiver mit der Versicherbarkeit von Klimarisiken auseinanderzusetzen. Um den wachsenden Herausforderungen zu begegnen, sind neue Modelle und innovative Lösungen notwendig, die gemeinsam mit der Politik entwickelt werden müssen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 10.12.2024
Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Naturkatastrophen zwingt die Versicherungswirtschaft zum Umdenken. Der österreichische Versicherungsverband (VVO) prognostiziert für 2024 eine Rekordschadensumme von 600 bis 700 Mio. Euro. Diese Zahlen zeigen, dass viele bestehende Versicherungslösungen nicht mehr ausreichen. Unternehmen und Privatpersonen sehen sich mit steigenden Prämien und Selbstbehalten konfrontiert, was die wirtschaftliche Stabilität gefährdet. Die Branche steht unter Druck, effektive Lösungen zu entwickeln, die sowohl aktuellen als auch zukünftigen Risiken gerecht werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Versicherern, Politik und Wissenschaft ist notwendig, um nachhaltige und resiliente Lösungen zu schaffen.
Notwendige Maßnahmen: Was jetzt getan werden muss
Um die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen nachhaltig zu verbessern, sind mehrere Maßnahmen erforderlich:
Gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen: Der VVO fordert die gesetzliche Verankerung von Versicherungslösungen für Naturgefahren, beispielsweise durch die Kopplung von Naturgefahrenversicherungen an bestehende Feuerversicherungen. Dies könnte eine breitere Risikostreuung ermöglichen und sozial verträgliche Prämien gewährleisten, sodass auch einkommensschwächere Haushalte Zugang zu adäquatem Versicherungsschutz haben.
Förderung von Captive-Versicherungen: Captive-Versicherungen erlauben es Unternehmen, Risiken intern abzusichern. Um diese Option attraktiver zu gestalten, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessert werden, etwa durch die Vereinfachung der Gründungsprozesse und die Schaffung besserer steuerlicher Bedingungen. Dies könnte Österreich als Standort für Captive-Versicherungen stärken.
Eigenvorsorge stärken: Technische Schutzmaßnahmen sind wichtig, doch die Eigenvorsorge der Betroffenen muss ebenfalls durch staatliche Förderprogramme und Aufklärungskampagnen gefördert werden. Informationskampagnen über vorbeugende Maßnahmen können das Bewusstsein und die Eigenverantwortung in der Bevölkerung steigern.
Investitionen in Forschung und Entwicklung: Innovative Lösungen zur Risikominimierung erfordern signifikante Investitionen in Forschung und Entwicklung. Eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Versicherern, Wissenschaftlern und technischen Institutionen ist entscheidend für die Entwicklung neuer Modelle zur Risikoabschätzung und zur Förderung von Technologien, die die Folgen von Naturkatastrophen mindern.
Bewusstseinsbildung und Aufklärung: Eine umfassende Sensibilisierung der Bevölkerung für die Risiken von Naturkatastrophen und die Bedeutung des Versicherungsschutzes ist unerlässlich. Bildungsprogramme und öffentliche Kampagnen können dazu beitragen, ein besseres Verständnis für Naturgefahren zu schaffen.
Risikomanagement und Innovationen für die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen
Hans Starl von KAWUMMS hebt die Wichtigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Risikobewertung hervor, unterstützt durch moderne Tools wie die HORA-Plattform und Geoinformationssysteme, die präzise Risikoeinschätzungen ermöglichen. Der VVO schlägt vor, Naturkatastrophenrisiken mit der Feuerversicherung zu koppeln, um höhere Deckungen bei fairen Prämien zu gewährleisten. GrECo setzt auf Captive-Versicherungen, um Risiken intern abzusichern, und fordert eine Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Mit der Gründung der UNIQA Sustainable Business Solutions GmbH verfolgt UNIQA nachhaltige Lösungen, während Dr. Marc Olefs von GeoSphere Austria betont, dass Unternehmen ihre gesamte Wertschöpfungskette auf potenzielle Risiken prüfen müssen.
Die Rolle der Politik
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen für die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen. Politische Schritte sind erforderlich, um ein verlässliches und transparentes regulatorisches Umfeld zu schaffen, das das Vertrauen in die Versicherungswirtschaft stärkt. Staatliche Förderungen zur Verbesserung gefährdeter Infrastrukturen und Investitionen in grüne Technologien können einen erheblichen Beitrag zur Risikominderung leisten. Durch die Zusammenarbeit zwischen Politik und Versicherungswirtschaft können Synergien geschaffen werden, die langfristig sowohl den Bürgern als auch der Wirtschaft zugutekommen.
Insgesamt erfordert die Bewältigung der Herausforderungen durch den Klimawandel ein gemeinsames und koordiniertes Vorgehen aller Akteure. Nur durch eine ganzheitliche Herangehensweise und innovative Lösungen können wir die Versicherbarkeit von Naturkatastrophen in der Zukunft sichern.
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