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Das Pariser Klimaabkommen als Blaupause für Klimainvestments

Das Pariser Klimaabkommen als Blaupause für Klimainvestments

30. August 2021

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7 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Klimagerechtes Investieren gewinnt immer stärker an Bedeutung. Das liegt nicht nur an einem grundlegenden Wandel in der Gesellschaft, sondern auch an politischen und regulatorischen Vorgaben. Mithilfe von Paris-aligned ETFs kann das Pariser Klimaabkommen zur Blaupause für klimagerechtes Investieren werden.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 8/30/2021

Von Martin Stenger, Sales Director Business Development Insurance & Retirement, und Marcus Weyerer, Senior ETF Specialist bei Franklin Templeton Investments

Seit März gilt die Offenlegungs- oder Transparenzverordnung der Europäischen Union. Die neue Regulatorik betrifft nicht nur Vermögensverwalter, sondern auch Versicherer, Pensionskassen und eine ganze Reihe weiterer Finanzmarktteilnehmer. Und schon bald müssen auch Berater beim Kunden verpflichtend nachfragen, in welchem Umfang dieser nachhaltig investieren will.

Verordnung schafft Transparenz und Nachvollziehbarkeit

Die Verordnung sorgt für Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Greenwashing, also das Vortäuschen von Nachhaltigkeit, wo keine Nachhaltigkeit existiert, soll damit unterbunden werden. Die Verordnung versetzt Berater in die Lage, sich stärker mit Kunden in unserer gemein­samen Verpflichtung zu verbünden, Kapital nachhaltig zu allokieren, um letztlich bessere, im doppelten Sinne nachhaltige Ergebnisse für alle zu erzielen. Kapitalströme werden also nun – von EU-politischer Instanz aus so gewollt – in nachhaltige Anlagen umgeleitet. Die Wirkung – und das zeigen die enormen Zuflüsse in nachhaltige Anlagen in den letzten Monaten – übertrifft bisherige Anstrengungen, unsere Gesellschaft nachhaltiger zu gestalten.

Ehrgeiziger Fahrplan

Im Jahr 2015 verpflichteten sich die Regierungen der Welt kollektiv zur Bekämpfung des Klimawandels. Das Ergebnis war das Pariser Abkommen der Vereinten Nationen, mit dem der globale Temperaturanstieg begrenzt werden soll. Das Abkommen sieht einen ehrgeizigen Fahrplan vor: Wenn durch entsprechende Verpflichtungen, politische Maßnahmen und Aktionen zwischen 2020 und 2030 die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 7% reduziert werden, können wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen und somit die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abwenden. Um diese Energie- und Klimaziele bis 2030 zu erreichen, werden jährlich rund 180 Mrd. Euro an zusätzlichen Finanzmitteln benötigt.

Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen

Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft birgt viele neue Chancen für Innovationen und Effizienzsteigerungen. Innovative Unternehmen, die neue emissionsarme Produkte und Dienstleistungen entwickeln, könnten ihre Wettbewerbsposition verbessern und von den sich verändernden Verbraucher- und Herstellerpräferenzen profitieren. Zum Beispiel gibt es viele neue Investitionsmöglichkeiten rund um die Energiequellen der Zukunft, da neue Technologien und KI-Software immer besser werden und Energieerzeugung, Energiespeicherung und Energienutzung enger miteinander verknüpfen. Immer mehr Anleger fordern daher, dass Unternehmen eine Klimastrategie ausarbeiten, um solche Chancen bestmöglich zu nutzen.

Mit dem EU-Aktionsplan für ein nachhaltiges Finanzwesen möchte die Europäische Kommission in zehn Schritten Nachhaltigkeitsaspekte im Finanzsystem verankern und privates Kapital in Investitionen zur Erreichung der Dekarbonisierungsziele lenken. Einer der Schritte ist, Referenzwerte für Nachhaltigkeit zu entwickeln, um Investitionen zu fördern, die auf das Pariser Abkommen abgestimmt sind. Die EU legte Mindeststandards für zwei Arten von Klima-Referenzindizes fest, damit die Indizes vergleichbar und transparent sind: die EU-Benchmark für den klimabedingten Wandel (EU CTB) und die auf die Klimaziele von Paris abgestimmte „Paris-aligned“ EU-Benchmark (EU PAB), wobei Letztere maßgeblich stringentere Kriterien anlegt. Die Klima-Referenz-Benchmarks sollen vor allem die Transparenz von Anlageinstrumenten garantieren und das Risiko von Greenwashing durch gemeinsame Standards, Ziele und quantitative Größen auf ein Minimum senken.

Neue Klasse von Benchmarks zur Bewältigung des Klimawandels

Die neuen Klima-Benchmarks nutzen den rasch wachsenden Pool an verfügbaren Daten und Analysen und bewerten, wie die einzelnen Unternehmen auf das Szenario einer Erderwärmung um 1,5 oder 2 Grad ausgerichtet sind. Das Ziel ist es nicht nur, rückblickend klimafreundliche Unternehmen zu identifizieren, sondern vor allem auch jene, die die mit dem Klimawandel einhergehenden Chancen in Zukunft nutzen werden – also jene sich transformierende Unternehmen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und auch für wirtschaftlichen Erfolg zu interpretieren wissen. Das Research für die Benchmarks bezieht sich auf unabhängig bewertete, wissenschaftlich fundierte Ziele, die CO2-Emissionen sowie auf zukunftsorientierte Produkt-, Strategie-, Emissions- und Politikpläne.

Flexible Instrumente für den Portfolioaufbau

Da die Paris-aligned EU-Benchmark gegenüber der CTB-Benchmark der strengere der beiden EU-Referenzwerte ist, haben die Index­anbieter STOXX und S&P auf Grundlage ebendieser Benchmark neue Indizes für verschiedene Anlageregionen erstellt. Dabei arbeiten die beiden mit führenden Spezialisten für CO2-Daten wie Trucost oder ISS zusammen, um die neuen Richtlinien der EU zu erfüllen. Infolgedessen weisen deren Paris-aligned Indexvarianten ehrgeizige CO2-­Reduktionsziele auf und strenge Regeln im Hinblick auf ESG (Umwelt, Soziales und Governance).

Was bedeutet das für Anleger?

Paris-aligned OGAW-konforme Smart Beta ETFs wie etwa von Franklin Templeton sind ein Beispiel dafür, wie die neuen Klima-Benchmarks der EU die Entwicklung flexibler Instrumente für die Portfolio-Allokation vorangetrieben haben. Die diversifizierte Struktur dieser Fonds zeigt, dass es sich bei ihnen nicht länger um Nischenprodukte handelt, sondern dass sie auf Indizes beruhen, die der neue Standard bei klimagerechten ETF-Anlagen werden könnten.

Die Zuflüsse in nachhaltige ETFs haben sich 2020 nahezu verdreifacht und auch dieses Jahr wachsen nachhaltige Produkte weiter überproportional. Das globale ESG-ETF-Vermögen beläuft sich auf rund 200 Mrd. US-Dollar. Es ist wahrscheinlich, dass diese Dynamik durch die Kombination aus sich verändernden Anlegerpräferenzen und neuen regulatorischen Vorgaben wie der Transparenzverordnung anhalten wird. Gesellschaftliches Umdenken, aber auch eine anhaltend gute Kursentwicklung von ESG-Anlagen verschaffen der Thematik große Aufmerksamkeit.

Foto oben v.l.n.r.: Martin Stenger, Sales Director Business Development Insurance & Retirement, und Marcus Weyerer, Senior ETF Specialist bei Franklin Templeton Investments
Titelbild: ©beeboys – stock.adobe.com

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