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Internationale Programme richtig versichern: Aufbau, Prämien, Struktur

Internationale Programme richtig versichern: Aufbau, Prämien, Struktur

05. August 2019

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6 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Für ein international tätiges Unternehmen soll ein Versicherungskonzept erarbeitet werden. Was dabei genau zu beachten ist, erklärt Mag. Christian Cencic im zweiten Teil der Serie „Internationale Programme richtig versichern“.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 8/5/2019

Von Mag. Christian Cencic, Leiter des Bereichs Haftpflichtversicherungen (Casualty) bei CHUBB

Im ersten Teil der Serie haben wir die grundlegenden Begriffe multinationaler Programme erarbeitet. Bei der weiteren Veranschaulichung unterstützt ein praxisnahes Beispiel des fiktiven Unternehmens „Maschinenhersteller AG“ (MAG). Diese ist international tätig und hat Niederlassungen in Italien, Deutschland, Ungarn, Singapur, Indien, Brasilien und den USA. In Österreich werden 40 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet, in jedem anderen Land zehn Mio. Euro. Bis auf Ungarn und Singapur, in denen ausschließlich eine Vertriebsniederlassung besteht, gibt es überall zumindest eine kleine Produktionsstätte und Servicetätigkeiten mit Mitarbeitern vor Ort. Gesucht wird eine Haftpflichtlösung, welche eine Deckung in der Höhe von 20 Mio. Euro für sämtliche Niederlassungen bietet.

Rechtliche Grundlagen

Italien, Deutschland und Ungarn sind Länder innerhalb der EU sowie des EWR. Versicherer innerhalb der EU sind in den Mitgliedsstaaten zum freien Dienstleistungsverkehr zugelassen und verfügen über lokale Steuerrepräsentanzen. Somit wäre es naheliegend, diese Risiken über Freedom of Service (FOS) zu versichern. Diese Vorgangsweise mag rechtlich korrekt sein, zu empfehlen wäre jedoch die Errichtung von Lokalpolizzen, vor allem um vor Ort ein Dokument in Landessprache sowie über Ansprechpartner im Versicherungsfall zu verfügen. Indien ist ein cash before cover und non-admitted permitted Land, Brasilien ein non-admitted non-permitted Land. Die USA sind typischerweise (abhängig vom Bundesstaat) non-admitted permitted und Singapur ist admitted. Für Brasilien ist es absolut notwendig eine Lokalpolizze zu erstellen, da anders das Geld nicht ins Land fließen kann (zumindest nicht steuerbefreit aus dem Titel einer Versicherungsentschädigung). Wir erinnern uns: mit FINC/FEL fließt die Entschädigung nur der Mutter zu. In Singapur wäre es rechtlich zulässig, aus Österreich heraus zu versichern. Allerdings ist es auch hier gleichsam der EU-Länder ratsam, auf eine Lokalpolizze zu bestehen.

Lokale Versicherungssumme

Nachdem die rechtlichen Grundlagen geklärt sind, sollte nun die Programmstruktur erarbeitet werden: Die Versicherungssumme für die Lokalpolizzen vor Ort sollte im Verhältnis zum Risiko stehen. Vorgaben der Aufsichtsbehörden fehlen typischerweise, der viel beschworene „Good local Standard“ wird bei zehn Befragten voraussichtlich zu zehn verschiedenen Meinungen führen. Als grober Richtwert hat sich das Äquivalent einer Million Euro als lokale Versicherungssumme eingebürgert. Tatsächlich sollte diese Summe nach dem tatsächlichen lokalen Risiko und dem lokalen Anspruchsverhalten bestimmt werden.

Prämie wie verteilen?

Ist das Programm nun fertiggestellt? Nicht ganz. Einen wesentlichen Punkt haben wir bisher außen vor gelassen: die Prämie. Spätestens seit Solvency II sollte es bekannt sein, dass pauschale 500 Euro Lokalpolizzen unabhängig von Umsatz und tatsächlichem Risiko den Regeln der Compliance widersprechen.

Wie könnte also eine Prämienverteilung aussehen? Ausschlaggebend sollte die Risikoprämie zusätzlich Gebühren und Fees sein. Österreich dient mit seinen Deckungserweiterungen und den 20 Mio. Euro Pauschalversicherungssumme als Referenzwert von 100%. Die lokalen Risikoprämien in den admitted Ländern Italien, Deutschland, Ungarn und Singapur könnten also mit 25 bis 40% bewertet werden, die DIC/DIL Komponente aus dem Master heraus mit der Differenz dazu. Für Indien gilt derselbe Ansatz, allerdings wird die DIC/DIL-Deckung ausschließlich über die FINC/FEL- Klausel gewährt. Dies bedeutet, dass die Entschädigungsleistung ausschließlich in Österreich erbracht wird, ebenso wird auch die hier gültige Versicherungssteuer für den relevanten Prämienanteil abgeführt.

In Brasilien und den USA werden Spiegelpolizzen erstellt. Bedeutet das, dass 100% der Risikoprämie lokal zu erbringen sind? Nein, denn auch hier könnte sich im DIC Bereich eine Anwendung der Master Cover über FINC/FEL ergeben. Entsprechend wird hier das Verhältnis umgedreht und zwischen 60 bis 80% als lokale Risikoprämie vorgeschrieben, lediglich die gewertete Differenz im Master Cover. Für die USA gilt es jedoch zu beachten, dass die Prämien dort typisch das Drei- bis Fünffache der übrigen Prämiensätze betragen, dies ist natürlich entsprechend zu berücksichtigen.

Ein Programm alleine ist zu wenig

MAG hat nun ein internationales Haftpflichtprogramm mit einheitlichem Deckungsumfang und einer korrekten Struktur wie auch Prämienaufteilung. Ende gut, alles gut? Nicht ganz, denn ein Programm alleine ist zu wenig, um sämtliche lokalen Spezialitäten abzudecken. Im dritten Teil der Serie werden wir uns lokaler Judikatur, Employers Liability und Umweltdeckung widmen.

Der vollständige Artikel erscheint in der AssCompact August-Ausgabe.

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