Die Schadenregulierung wird zunehmend komplexer: Steigende Baukosten, neue Technologien und strengere Vorschriften stellen die Branche vor Herausforderungen. Beim AssCompact Roundtable diskutierten Experten aus der Versicherungs- und Maklerbranche verschiedene Perspektiven und die Notwendigkeit, Versicherungssummen an aktuelle Gegebenheiten anzupassen. Die Themen werden beim AssCompact Schadensymposium am 21. November 2024 in Wien/Vösendorf vertieft. Jetzt anmelden und wertvolle IDD-Weiterbildungsstunden sammeln!
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.11.2024
Im Rahmen des AssCompact Roundtables hielt Dr. Helmut Tenschert einen Impulsvortrag zum Thema „Schaden – der Humus für das Versicherungsgeschäft?“. Er beleuchtete die aktuellen Herausforderungen in der Schadenregulierung, die durch steigende Baukosten, Inflation und den Einsatz neuer Technologien geprägt sind. Tenschert wies darauf hin, dass viele Versicherungssummen, die in der Vergangenheit festgelegt wurden, heute nicht mehr ausreichen, um die tatsächlichen Schadenskosten zu decken. Zudem sprach er die zunehmende Komplexität moderner Bauvorschriften an und forderte Versicherungsmakler auf, sich auf versicherungswürdige Risiken zu konzentrieren und nicht jede Kleinigkeit zu versichern, da dies nicht nur unwirtschaftlich sei, sondern auch zu einer Überlastung der Versicherungsbranche führen könne. Er kritisierte, dass viele Versicherte unrealistische Erwartungen an die Schadenregulierung haben, was oft zu Spannungen zwischen Versicherungsnehmern, Maklern und Versicherern führt.
Abschließend ging Tenschert auf die politischen Herausforderungen ein, die die Einführung von Pflichtversicherungen für Naturkatastrophen betreffen. Er argumentierte, dass solche Pflichtversicherungen notwendig seien, um eine faire und nachhaltige Schadensregulierung zu gewährleisten, stieß jedoch auf Widerstände, da diese Maßnahmen in der Politik unpopulär seien.
Realistische Versicherungssummen und Haftungszeiträume
Mit diesen Überlegungen leitete Tenschert zur Diskussionsrunde über, die sich auf die Herausforderungen in der Betriebsunterbrechungsversicherung, insbesondere im Zusammenhang mit Cyberrisiken, konzentrieren sollte. Die erste Frage, die er in den Raum stellte, lautete:
Wie können Versicherungssummen realistisch
ermittelt und Haftungszeiträume so festgelegt werden, dass sie den tatsächlichen existenzbedrohenden Herausforderungen entsprechen?
ÖVM Vize- und Ehrenpräsident Alexander Punzl schloss gleich an das von Dr. Tenschert angesprochene Thema Betriebsunterbrechungsversicherung an: Er eröffnete die Diskussion mit einem Fokus auf die Komplexität der Betriebsunterbrechungsversicherung. Punzl betonte die Notwendigkeit, Zukunftsprognosen für 12 bis 36 Monate zu erstellen, um eine angemessene Versicherungssumme zu ermitteln. Dabei erläuterte er, dass die Berechnung einfach durch Umsatz minus Wareneinsatz erfolgt, doch während der Corona-Zeit längere Haftungszeiten empfohlen wurden. Der Versicherungsmakler und ÖVM-Funktionär hob hervor, dass kontinuierliche Schulungen unerlässlich seien, um die Komplexität des Produkts zu bewältigen.
In der weiteren Diskussion meldeten sich mehrere Teilnehmer zu Wort. Michalek merkte an, dass viele Unternehmen nicht ausreichend vorbereitet sind, um mit den finanziellen Folgen von Betriebsunterbrechungen umzugehen. „Es ist entscheidend, dass Unternehmen ihre Risiken verstehen und proaktive Maßnahmen ergreifen,“ sagte sie. Seehofer fügte hinzu, dass die Digitalisierung eine Schlüsselrolle spielen kann, um die Effizienz in der Schadenregulierung zu erhöhen. „Digitale Tools können dazu beitragen, Informationen schneller und präziser zu erfassen, was die Schadenbearbeitung beschleunigt,“ erläuterte er.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die ungleiche Verteilung von Wissen und Ressourcen zwischen großen und kleinen Unternehmen. Punzl wies darauf hin, dass kleinere Unternehmen oft nicht über die gleichen Ressourcen verfügen, um fundierte Entscheidungen über Versicherungssummen zu treffen. „Es wäre hilfreich, wenn Versicherer Standardmodelle zur Verfügung stellen würden, um diesen Unternehmen zu helfen, realistische Versicherungssummen zu ermitteln,“ schlug er vor.
Ein weiterer Teilnehmer, Stefan Hackl, hob hervor, dass die Kundenaufklärung eine zentrale Rolle spielt: „Versicherungsnehmer müssen verstehen, was sie versichern und welche Risiken sie abdecken wollen. Nur dann können wir realistische Versicherungssummen festlegen und unnötige Streitigkeiten vermeiden.“
Tenschert schloss die Diskussionsrunde mit dem Fazit, dass die Zusammenarbeit zwischen Versicherern, Maklern und Kunden entscheidend ist, um die Herausforderungen in der Schadenregulierung zu bewältigen. „Wir müssen einen transparenten Dialog fördern, um unrealistische Erwartungen zu managen und sicherzustellen, dass die Versicherungssummen den realen Risiken entsprechen.“
Im zweiten Teil werden die Herausforderungen im Umgang mit Bagatellschäden, die Rolle von Sachverständigen und die Notwendigkeit einer besseren Kundenaufklärung behandelt, sowie die technologischen Herausforderungen, denen die Versicherungsbranche gegenübersteht.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des AssCompact Roundtables:
- Freinguber, Katharina – Geschäftsführerin der CREDO Versicherungsmakler GmbH
- Hackl, Stefan – Schadenservice-Leiter der Helvetia
- Kainz, Daniela – Geschäftsführende Gesellschafterin der VerCon Wirtschaftsberatung GmbH
- Leithner, Barbara – Geschäftsführerin bei BELFOR
- Michalek, Eva – Leiterin der Abteilung Spezialschaden bei der Wiener Städtischen
- Punzl, Alexander – Vize- und Ehrenpräsident des ÖVM
- Rajec, Milan – Head of Claims bei der Allianz
- Seehofer, Reinhard – Head of Claims bei der Generali
- Sponer, Jürgen – Experte für Schadenabwicklung
- Tenschert, Dr. Helmut – Versicherungsexperte und Diskussionsleiter
- Zorn, Peter – Vorstandsmitglied des IGV
AssCompact Schadensymposium 2024
Inhalte dieser Diskussion werden beim AssCompact Schadensymposium 2024 vertieft. Das AssCompact Schadensymposium findet am Donnerstag, 21. November 2024 in Wien/Vösendorf. Bei hochkarätigen Vorträgen von Branchenprofis können sich die Fachbesucher vertiefendes Wissen im Schadenbereich aneignen und gleichzeitig wertvolle UNABHÄNGIGE IDD Weiterbildungsstunden sammeln.
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