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Coface Länder- und Branchenbewertung: Blick auf die Weltwirtschaft zeigt ein gemischtes Bild

Coface Länder- und Branchenbewertung: Blick auf die Weltwirtschaft zeigt ein gemischtes Bild

31. Oktober 2024

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5 Min. Lesezeit

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Recht & Wissen

Die US-Wirtschaft steuert auf ein Soft Landing zu, während der Euro-Raum, insbesondere im Industriesektor, weiterhin mit Unsicherheiten konfrontiert ist. Nach einem vielversprechenden Jahresbeginn deutet der Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) auf eine erneute Abschwächung der Industrie hin. Gleichzeitig kämpft China darum, sein Wachstum stabil zu halten. In diesem komplexen Umfeld hat Coface seine Länderrisikobewertungen angepasst: Während Albanien, Zypern, Ruanda und Costa Rica in ihrer Bewertung steigen, wurde Israel herabgestuft.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 10/31/2024

Deutschland ist als Europas führender Industriestandort nach wie vor besonders stark von erhöhten Energiekosten und einer geringen Nachfrage betroffen, die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes lag im Juli 2024 noch immer 12% unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Der Private Konsum wird durch die anhaltend hohe Sparquote und die erhöhte politische Unsicherheit gebremst.

Christiane von Berg Head of Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface:

"Österreich befindet sich in einer, wenn auch gemäßigten, Rezessionsphase. Nach einem Minus von 0,8% zum Vorjahr im letzten Jahr, wird auch dieses Jahr die Wirtschaft schrumpfen. Erst im kommenden Jahr 2025 ist mit einem moderaten Anstieg der Wirtschaftsaktivität von 1,0% zu rechnen. Die Inflationsrate ist im Herbst unter den EZB-Zielwert von 2% in Österreich gefallen. Selbst mit dem geplanten Lohnanstieg im Januar sollte die Inflationsrate unterhalb des Zielwerts bleiben und zusammengenommen mit einem anvisierten starken Lohnwachstum eine höhere Kaufkraft der Privaten Haushalte erbringen."

Was dem Privaten Konsum hilft, bringt die Unternehmen jedoch unter Druck. Generell leiden im Euro-Raum viele Unternehmen nach wie vor unter einem starken Anstieg der Lohnstückkosten von 4,2% im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr, der ihre Gewinnspannen verkleinert. „Nachdem die Margen in der ersten Jahreshälfte 2023 in allen Ländern des Euro-Raums ihren Höchststand erreicht hatten, sind sie in Deutschland und den Niederlanden um fast zwei Proezentpunkte und in Spanien und Italien um das Doppelte gesunken. Dadurch geraten viele Unternehmen unter Druck, wie der Anstieg der Insolvenzen in den letzten Monaten zeigt“, erklärt Christiane von Berg.

Von der geldpolitischen zur finanzpolitischen Wende?

Die ersten Zinssenkungen durch die Fed und die EZB im Jahr 2024 markieren den Beginn der erwarteten leichten geldpolitischen Lockerung. Während die Geldpolitik im nächsten Jahr weniger restriktiv sein wird, sollte sich eine restriktivere Fiskalpolitik in einigen Ländern, insbesondere im Euro-Raum, negativ auf das Wachstum auswirken. Im Juli 2024 eröffnete die Europäische Kommission ein Defizitverfahren gegen sieben Länder, darunter Frankreich, Italien, Ungarn und Polen.

Christiane von Berg:

"Die betroffenen Länder wurden zu einem harten Sparkurs verpflichtet, womit weitere Wachstumsimpulse ausbleiben. Somit sollte das Wachstum im Euro-Raum nach einem mageren Plus von 1,0% in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr, im kommenden Jahr mit 1,3% nur leicht stärker ausfallen."

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sollte in Österreich kein erheblicher Sparkurs eingeführt werden, obwohl die Verschuldungsrate mit um die 77% am BIP oberhalb des Maastricht-Kriteriums von 60% für die Verschuldung liegt. Grund dafür ist das Budgetdefizit, das unterhalb der Maastricht-Grenze von 3% liegen dürfte.

Die Aussichten auf der Insolvenzseite sehen dagegen düsterer aus. Im ersten Halbjahr 2024 kam es zu 3.300 Unternehmensinsolvenzen. Das ist ein Anstieg von 27% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Sollte das zweite Halbjahr ähnlich ausfallen, dann würde die Anzahl der Insolvenzen fast schon an das Hoch von 2009 heranreichen.

USA vor entscheidender Wahl

Sowohl in Europa als auch in den USA brachte das dritte Quartal 2024 gute Nachrichten bezüglich eines Inflationsrückgangs, was unter anderem auf sinkende Rohstoffpreise, insbesondere für Erdölprodukte, zurückzuführen ist. Die US-Wirtschaft erweist sich weiterhin als widerstandsfähig, wie der konjunkturelle Rebound im zweiten Quartal, nach einer kurzfristigen Schwäche im ersten Quartal 2024, zeigt - auch wenn sich die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt allmählich abschwächt. Auswirkungen weit über die Vereinigten Staaten hinaus werden die US-Präsidentschaftswahlen haben. Innenpolitisch setzt sich Kamala Harris für eine Preisregulierung und eine Senkung der Wohnkosten ein, während Donald Trump massive Steuersenkungen und eine Ankurbelung der Energieproduktion anstrebt.

China mit verlangsamtem Wachstum

Das chinesische Wirtschaftswachstum verlangsamt sich trotz der angekündigten Stützungsmaßnahmen der Regierung weiter - belastet durch einen kriselnden Immobilienmarkt sowie eine schleppende Binnennachfrage und eine weiterhin gedämpfte Auslandsnachfrage. In einem weiteren Versuch, das Wachstumsziel der Regierung von 5% zu erreichen, kündigte die People's Bank of China (PBoC) Ende September zusätzliche Unterstützungsmaßnahmen an. Zu diesen gehören noch stärkere Zinssenkungen und eine Senkung des Mindestreservesatzes für Banken, um mehr Liquidität in den Markt zu bringen.

Foto oben: Christiane von Berg, Head of Economic Research BeNeLux & DACH bei Coface

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