versdb startet im Juni mit einem KI-Fachchat. versdb Gründer Ewald Maitz gab dazu interessante Einblicke in dieses Projekt.
versdb Gründer Ewald Maitz im Gespräch mit AssCompact Vertriebsleiter Ernst Vallant
KI ist omnipräsent. Seit wann beschäftigen Sie sich eigentlich mit diesem Thema?
Ich habe versdb 2017 gegründet. Seit dem Jahr 2019 forschen wir zu diesem Thema gemeinsam mit Partnerunternehmen. Der Fokus lag dabei hauptsächlich auf dem Thema LLM. Mittlerweile gibt es sehr gute technische Lösungen dazu – wenn man das klug mit guten Daten verbindet, funktioniert das sehr gut und hat auch noch sehr, sehr viel Potenzial. Wir sind ja 2017 mit einer reinen OGH-Datenbank gestartet, haben dann geführte Wissensmodule integriert – wie z.B. die geführte Schadenanalyse oder das geführte Modul zum Kündigungsrecht. Seit zwei Jahren forcieren wir auch hochwertige Fachliteratur in versdb, wie z.B. den ARB Kommentar von Erwin Gisch oder den VersVG Kommentar von Nora Michtner. Unser Konzept beruht auf Kompaktheit und Aktualität hochwertiger fachlicher Informationen. Der Schritt, dass wir ein LLM darüberlegen, war nur logisch.
Alle reden von KI…
Ja. Ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr hören. Dennoch werde ich darüber sprechen. (lacht) Bei den Hypes ist es oft so, dass jeder in der Kommunikation vorne dabei sein möchte. Da reden dann auch viele mit, die eigentlich keine wirklichen Lösungen anbieten. Mir ist wichtig, gute Systeme so zu nutzen, dass sie den Menschen etwas bringen. Ob dann KI dahintersteht oder ein anderes „Wunderwerk“ ist letztlich egal. Man muss die Dinge pragmatisch angehen und Lösungen entwickeln und anbieten. Nur Reden bringt keine Innovationen.
Sie bringen in Ihrer Datenbank versdb einen „KI-Chat“. Was kann sich der User darunter vorstellen und welchen Nutzen bringt der Einsatz von KI?
Der KI-Chat bringt ab Juni vor allem wahnsinnig schnelle Antworten auf unterschiedlichste Fachfragen. Der Chat verbindet die fachlichen Inhalte von versdb – z. B. Urteile, Fachinformationen, Kommentare usw. mit dem trainierten Sprachverständnis eines LLM. Das bedeutet konkret, dass das System die Frage des Users sehr gut interpretieren kann. Der KI-Chat holt sich dann die relevanten Inhalte aus den in der versdb gespeicherten Informationen und formuliert seine Antwort. Schlampige Fragestellungen der User sind dann auch größtenteils kein Problem mehr. Das System versteht die Fragen dennoch meist sehr gut. Man kann dann Tag und Nacht mit versdb chatten.
Ist dieses System auch fehleranfällig?
Natürlich ist auch dieses System fehleranfällig – aber: Der Nutzen für den User überwiegt deutlich, sonst würden wir dieses System nicht einsetzen. Ein Beispiel: Sie fragen den KI-Chat nach Informationen zum Herzinfarkt in der Unfallversicherung. Der KI-Chat holt sich alle einschlägigen Informationen aus der Datenbank und weist in einer kompakten, leicht verständlichen Antwort etwa auch darauf hin, dass es ein Urteil dazu gibt, dass die Klausel womöglich nicht zulässig ist. Vor dem Einsatz dieser KI haben wir tausende Tests gemacht – immer wieder lieferte das System erstaunliche Zusatzinformationen, die man in einer klassischen Suchmaschine nicht so schnell findet, die aber für den konkreten Einzelfall sehr interessant für den User sein können.
Im Zusammenhang mit LLMs hört man auch immer, dass die Systeme halluzinieren können…
Ja, das ist ein Problem, das wir aber weitgehend gelöst haben. Wir haben einen „strict mode“ aktiviert, der Halluzinationen des Systems weitestgehend ausschließt. Dieses Thema ist bei versdb kein wesentliches Problem.
Auf welche Quellen greift der KI-Chat zu?
Der KI-Chat greift auf alle Fachinformationen, Urteile und Kommentare der versdb zu. Das bedeutet, wenn Sie z.B. eine Frage zum Vorsatzausschluss in der Haftpflichtversicherung haben, liefert der Chat eine Antwort, die sich aus Urteilen, Fachinfos und beispielsweise dem VersVG Onlinekommentar von Nora Michtner quasi „errechnet“. Natürlich kann es vorkommen, dass das System Inhalte falsch interpretiert und die Antwort Ungenauigkeiten aufweist. Der User sieht aber immer auch die Inhalte der Originalquellen und kann die Richtigkeit sofort verifizieren, was wir auch empfehlen. Das geht extrem schnell. Ich kenne die Inhalte der Datenbank sehr gut – aber selbst ich bin oft überrascht, welche Lösungen sich da auftun, wenn man dem KI-Chat eine Fachfrage stellt. Das ist – wie ich finde – eine spannende Kombination aus Fachwissen und Technik.
Für welche Sparten gibt es den KI-Chat in der versdb?
Wir starten im Juni mit der Unfallversicherung und der Haftpflichtversicherung inkl. Schadenersatzrecht und den Inhalten des VersVG Kommentars zur Haftpflichtversicherung. Alle anderen Sparten sind aber schon in der Pipeline und ab Herbst wird es dann sehr schnell gehen mit der Erweiterung auf andere Sparten.
Welche Entwicklungen planen Sie noch?
Wir werden weitere für die Praxis interessante Inhalte anbieten. Wir haben das System so aufgebaut, dass größere Unternehmen ganz einfach selbst unternehmenseigenes Wissen in die Datenbank integrieren können und der KI-Chat das berücksichtigt.
Bedeutet das, ein Unternehmen kann sein gesamtes Knowhow-Management über versdb abbilden?
Ja, das Unternehmen – z. B. ein Versicherer oder ein großer Makler – bekommt dann einen eigenen KI-Chat nur für seine Mitarbeiter, der bei einer Frage durch den Mitarbeiter dann nicht nur die Inhalte der versdb berücksichtigt, sondern auch das unternehmensinterne Knowhow. Das ist dann richtig interessant, weil die Antworten auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sind. Die Inhalte müssen dabei nicht komplex aufgebaut sein. Es reichen kurze Facheinträge, die laufend erweitert werden können und so das System immer besser machen. Das ist möglich, weil wir seit Beginn auf eine gute Datenstruktur achten. Sie speichern damit das Wissen im Unternehmen und haben gleichzeitig hochwertiges externes Wissen zur Verfügung und können das über einen einzigen, einfach zu bedienenden Chat abfragen. Wir können bei der Konzeptionierung unterstützen, weil wir da in den letzten Jahren sehr viel Erfahrung gesammelt haben.
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