Der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, präsentierten den FMA-Jahresbericht 2023: Österreichs Finanzwirtschaft ist trotz globaler Herausforderungen stabil, liquide und profitabel. Versicherungsunternehmen haben eine durchschnittliche Solvenzquote von rund 270%, was mehr als das Doppelte ihrer erforderlichen finanziellen Mittel entspricht. Die Normalisierung des Zinsumfelds hat die Lage bei Lebensversicherungen verbessert, obwohl ein neuerlicher Prämienrückgang um -4,8% verzeichnet wurde.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 5/15/2024
Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller:
"Österreichs Finanzwirtschaft ist trotz großer geopolitischer, weltwirtschaftlicher und konjunktureller Herausforderungen stabil, liquide und profitabel aufgestellt. Unsere vorausschauende, konsequente und stabilitätsorientierte Aufsichtspolitik bewährt sich in diesen schwierigen Jahren. Die Kapitalbasis muss weiter verbessert werden, die Verlusttragfähigkeit gestärkt werden."
Der signifikante Anstieg der Insolvenzen spiegle sich bei den Banken bereits in einer erodierenden Kreditqualität wider. Die Krise der Bau-, Immobilien- und Exportwirtschaft werde wohl noch einige Zeit andauern und auch in den Bilanzen der Finanzdienstleister Spuren hinterlassen.
Österreichische Banken stärken Kapitalquoten und senken Kosten
Österreichs Banken konnten im Berichtsjahr die Kernkapitalquote (CET-1) konsolidiert von 16,27% auf 17,09% verbessern. Sie liegt damit mehr als doppelt so hoch wie vor der globalen Finanzkrise und in etwa im Durchschnitt der Euro-Länder. Der Aufwands-/Ertragsrelation (C/I-Ratio) hat sich in den vergangenen fünf Jahren von 70% auf 44% verbessert, was insbesondere einem Anstieg der Betriebserträge in diesem Zeitraum von 18,3 Mrd. Euro auf 25,7 Mrd. Euro, aber auch einem Rückgang der Betriebsaufwendungen von 12,8 Mrd. Euro auf 11,3 Mrd. Euro geschuldet ist. Der Anteil notleidender Kredite (NPL) ist von 1,7% aller Ausleihungen auf 2,2% angestiegen. Bei den Finanzierungen gewerblicher Immobilien stieg die NPL-Quote von 1,1% auf 3,3% innerhalb eines Jahres.
Versicherungsunternehmen meistern Herausforderungen erfolgreich
Auch die Versicherungsunternehmen sind gut durch die schwierigen vergangenen Jahre gekommen, verfügen mit einer Solvenzquote (SCR) von im Schnitt rund 270% über mehr als das Doppelte an finanziellen Mitteln, als selbst bei dramatisch verschlechterten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Erfüllung ihrer vertraglichen Verpflichtungen erforderlich ist. Die Normalisierung des Zinsumfeldes hat auch die schwierige Lage bei den Lebensversicherungen weiter entspannt, wozu auch die von der FMA 2013 angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase verordnete Zinszusatzrückstellung in der Lebensversicherung, die inzwischen mit rund 1,5 Mrd. Euro gut dotiert ist, beiträgt. In der Lebensversicherung war dennoch ein neuerlicher Prämienrückgang zu verbuchen, und zwar um -4,8%.
Börsen und Veranlagungen: Aufwärtstrends für Asset Manager
Die US-Bankenkrise Anfang 2023 sowie immer wieder aufbrechende geopolitische Spannungen und weltwirtschaftliche Turbulenzen hielten die Börsen in Atem und forderten die Asset Manager heraus. Alle relevanten Aktienindizes schlossen das Berichtsjahr dennoch signifikant im Plus (ATX: +14,2%). Der Aufwärtstrend hielt im 1. Quartal 2024 an. Staatsanleihen spiegeln aufgrund der langen Laufzeiten die Zinsentwicklung wider (+6,3% EU-Staatsanleihen). Die Veranlagungsperformance der Asset Manager profitierte von dieser Entwicklung. So erwirtschafteten etwa die Pensionskassen und die Betrieblichen Vorsorgekassen nach den schweren Verlusten 2022 (-9,68% bzw. -7,67%) im Berichtsjahr wieder positive Ergebnisse, und zwar +6,41% bzw. +4,62%.
FMA überwacht Vermögenswerte von 1.360 Mrd. Euro bei 884 Unternehmen
2023 hat die FMA 884 konzessionierte oder registrierte Unternehmen beaufsichtigt, die zusammen Vermögenswerte von rund 1.360 Mrd. Euro verwalten. Das Gesamtbudget der FMA betrug im Berichtsjahr rund 89,3 Mio. Euro (2022: 78,4 Mio. Euro), wovon 10,5 Mio. Euro als Durchlaufposten für die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) als Teilkostenersatz für deren Dienstleistungen einzuheben waren. 5,1 Mio. Euro der Kosten deckt der Bund pauschal, 8,0 Mio. Euro wurden durch Gebühren und sonstige Erträge gedeckt, der Rest ist verursachergerecht auf die Beaufsichtigten umzulegen. Davon entfielen auf die Banken 55,4%, die Wertpapieraufsicht 24,5%, Versicherungsunternehmen 18,4% und Pensionskassen 1,7%. Der Kostenanstieg war großteils auf die inflationsbedingten Gehaltserhöhungen gemäß Banken-KV sowie eine maßvolle Personalaufstockung um 16 Beschäftigte, zur Bewältigung neu übertragener Aufgaben, bedingt.
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