zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

Erreichung des Bodenverbrauchsziels: Steuerliche Anreize nötig!

(Bild: Univ.-Prof. MMag. Gabriel Felbermayr, PhD, Dr. Kurt Weinberger und Dr. Margit Schratzenstaller )

Erreichung des Bodenverbrauchsziels: Steuerliche Anreize nötig!

12. September 2023

|

4 Min. Lesezeit

|

Recht & Wissen

Österreich ist beim Bodenverbrauch weiter Europameister im negativen Sinn. Dabei hat der heurige Sommer erneut vor Augen geführt, wie schnell sich Betonflächen in Hitzeinseln verwandeln und welche Kraft das Wasser im Fall von Starkniederschlägen und fehlender Versickerungsmöglichkeit hat.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 9/12/2023

„Faktum ist: Der gegenwärtige Bodenverbrauch von mehr als 11 Hektar Äcker und Wiesen oder umgerechnet im Ausmaß von 16 Fußballfeldern pro Tag gefährdet nicht nur die heimische Lebensmittelproduktion, die Tier- und Pflanzenwelt, den Tourismus etc. Die Verbauung befeuert auch die Auswirkungen von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen. Daher besteht unverzüglicher Handlungsbedarf. Es braucht ein umfassendes Maßnahmenbündel von raumplanerischen Vorgaben bis hin zu fiskalischen Instrumenten, um das Bodenverbrauchsziel der österreichischen Bundesregierung von höchstens 2,5 Hektar pro Tag bis 2030 zu erreichen“, so der eingehende Appell des Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, des WIFO-Direktors Univ.-Prof. MMag. Gabriel Felbermayr, PhD und der Autorin der im Rahmen des Pressegesprächs präsentierten und im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung erstellten WIFO-Studie „Steuerpolitische Instrumente zur Verringerung des Bodenverbrauchs in Österreich“, Dr. Margit Schratzenstaller.

Der einflussreiche Ökonom Gabriel Felbermayr prognostiziert einen massiven Wohlstandsverlust und Abhängigkeiten, wenn die Eindämmung des hohen Bodenverbrauchs nicht jetzt in Angriff genommen wird.

Eine Reihe bestehender Steuern sind ein Impulsgeber für den Bodenverbrauch. Das ist weder ökonomisch noch sozial vernünftig und geht auch zu Lasten der Umwelt. Eine Strukturreform kann eine Mehrfachdividende bringen: Indem man die bodenvernichtenden Gemeindesteuern adaptiert, erzielt man positive Umwelteffekte. „Es braucht beim Bodenverbrauch eine – im wahrsten Sinne des Wortes – bodenständige Reform, beispielsweise bei der Kommunalsteuer. So kann eine verpflichtende interkommunale Teilung des Kommunalsteueraufkommens helfen, Anreize für Umwidmungen zu verringern und Zersiedelung einzudämmen. Gegenwärtig werden ja bauwütige Gemeinden mit ihren Gewerbeparks etc. über die Kommunal- und Grundsteuer belohnt, dabei sollen aber bodenschonende Gemeinden honoriert werden,“ ist die anerkannte Ökonomin Margit Schratzenstaller überzeugt.

Es brauche beim Bodenverbrauch einen Maßnahmenmix nach den Prinzipien Vermeiden, Wiederverwerten und Intensivieren. In dem Zusammenhang muss auch die Frage gestattet sein, ob die gegenwärtigen Steuern auch richtig steuern. „Bei der Kommunalsteuer, die auf Gemeindeebene eingehoben wird, sage ich ‚Nein‘“, so Kurt Weinberger, der erläutert: „Jeder Bürgermeister hat ein Anreizsystem, Genehmigungen für Gewerbezentren zu erteilen, weil er daraus Einnahmen lukriert. Wir haben aber in Österreich ohnedies bereits die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in Europa, nämlich 60. In Deutschland mit einer geordneteren Raumordnung sind es 40. Die Konsequenz: Bei uns sind die Lebensmittelpreise um 15% höher! Wir bezahlen also beim Einkauf für eine falsche Raumordnung.“

Finanzausgleich kann dem Bodenverbrauch entgegenwirken

Heuer ist wieder ein Jahr des Finanzausgleichs, wo zwischen Bund, Ländern und Gemeinden für die kommenden Jahre die Aufteilung von Steuereinnahmen verhandelt wird. Im Grunde eine große Chance, Dinge zum Besseren zu wenden, den Bodenverbrauch gesetzlich zu limitieren und einen sorgsamen Umgang mit den Äckern und Wiesen in den Finanzausgleichsverhandlungen entsprechend zu berücksichtigen.

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren

ÖVT: Wollte Versicherer Geschädigte nach einem Verkehrsunfall übervorteilen?

ÖVT: Wollte Versicherer Geschädigte nach einem Verkehrsunfall übervorteilen?

12.09.23

|

5 Min.

CORUM lud zum Herbstauftakt über den Dächern Wiens

CORUM lud zum Herbstauftakt über den Dächern Wiens

12.09.23

|

2 Min.

Generali: SME EnterPRIZE Hero in der Kategorie „Nachhaltiges Geschäftsmodell“

Generali: SME EnterPRIZE Hero in der Kategorie „Nachhaltiges Geschäftsmodell“

12.09.23

|

2 Min.

COGITANDA – Mit zusätzlicher Power in einen starken Herbst

COGITANDA – Mit zusätzlicher Power in einen starken Herbst

11.09.23

|

2 Min.

Mit Timing, einzigartiger "Story" und Empfehlungen zu mehr Kunden

Mit Timing, einzigartiger "Story" und Empfehlungen zu mehr Kunden

11.09.23

|

7 Min.

Oberösterreichische erhält Auszeichnung als Familienfreundlichstes Unternehmen

Oberösterreichische erhält Auszeichnung als Familienfreundlichstes Unternehmen

11.09.23

|

1 Min.

FMA: Prämienvolumen der Versicherungswirtschaft und Erträge steigen weiter

FMA: Prämienvolumen der Versicherungswirtschaft und Erträge steigen weiter

11.09.23

|

3 Min.

Die österreichischen Versicherungsagenturen fordern eine solidarische Risikostreuung

Die österreichischen Versicherungsagenturen fordern eine solidarische Risikostreuung

08.09.23

|

2 Min.

Continentale: Mit family-Anträge EUROPA-Risikolebensversicherung schneller beantragen

Continentale: Mit family-Anträge EUROPA-Risikolebensversicherung schneller beantragen

08.09.23

|

1 Min.

FMA: Österreichischen Pensionskassen 2. Quartal 2023 –  Verwaltetes Vermögen gestiegen

FMA: Österreichischen Pensionskassen 2. Quartal 2023 – Verwaltetes Vermögen gestiegen

08.09.23

|

2 Min.

Aon Austria: Neuer Head of Affinity Austria

Aon Austria: Neuer Head of Affinity Austria

08.09.23

|

2 Min.

DONAU-Vorstand Gojer: "Wir bieten Online-Lösungen, ohne den Vermittler auszuklammern“

DONAU-Vorstand Gojer: "Wir bieten Online-Lösungen, ohne den Vermittler auszuklammern“

08.09.23

|

5 Min.


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)