Ein Forscherteam, an dem Experten mehrerer deutscher Universitäten beteiligt waren, hat die Finanzberatungsqualitäten von ChatGPT untersucht. Tatsache ist den Ergebnissen zufolge: Die KI macht auch im Vergleich zu professionell erstellten Portfolios eine gute Figur.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 12/11/2023
Künstliche Intelligenz (KI) ist nun wohl auch im Bereich der Finanzberatung weiter auf dem Vormarsch. Denn Forscher um Professor Lars Hornuf, Inhaber der Professur für BWL, insb. Finanzwirtschaft und Finanztechnologie an der Technischen Universität Dresden, haben untersucht, ob und inwieweit KI-Tools wie ChatGPT bei der Anlageentscheidung beraten können. Und die Ergebnisse zeigen laut einer Mitteilung der TU Dresden, dass die Portfoliovorschläge wohl mit denen professioneller Anlageberater vergleichbar seien.
ChatGPT ein verlässlicher Anlageberater?
Mit an der Untersuchung beteiligt waren Forscher der TU Dresden, der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Hochschule Bremen. Hintergrund sei, dass Investierende bei ihren Anlageentscheidungen oft kostspielige Fehler machten oder sich auf die Empfehlung eines Anlageberaters verließen – die jedoch häufig Interessenkonflikten unterlägen und Produkte empfehlen würden, an denen sie mehr verdienen, so Prof. Hornuf.
Das Team wollte herausfinden, inwieweit KI-Tools wie GPT-4 zu einer unverzerrten Finanzberatung beitragen, den Informationsstand von Investierenden erhöhen und das Anlageergebnis verbessern können. Grundlage der Forscher war die Annahme, dass wenig informierte Investierende eine einfache, passive Anlagestrategie verfolgen sollten. Das bedeute im Kern, dass die Anleger auf ein breit gefächtertes Marktportfolio setzen und dieses halten sollten. Die Vermutung der Forscher dabei: GPT-4 könnte dabei helfen, die großen Informationsmengen, die Investierende bei ihren Entscheidungen sonst leicht überwältigen können, zu sichten und besser zu verstehen.
Methodik
Um zu untersuchen, ob GPT-4 individuell zugeschnittene Portfolioempfehlungen geben kann, hat das Forscherteam insgesamt 48 hypothetische Anlegerprofile gesammelt. Favorit der KI waren eindeutig Exchange Traded Funds, also ETFs, die von namhaften Vermögensverwaltern geführt werden. Als Vergleichsmaßstab dienten Portfoliovorschläge aus der automatisierten Finanzberatung eines etablierten, nicht näher genannten US-amerikanischen Finanzberatungsunternehmens.
ChatGPT nahe an professioneller Beratung
Die Ergebnisse der Studie zeigen laut TU Dresden, dass GPT-4 Portfoliovorschläge in ähnlichen Regionen und Anlageklassen macht wie professionelle Anlageberater. Und besonders bemerkenswert: GPT-4 ist dabei auch in der Lage, die Risikotoleranz, den Anlagehorizont und das Alter des Anlegerprofils zu berücksichtigen. Zur Verbesserung der Akzeptanz von GPT-4 als Finanzberater könnte zudem beitragen, dass die Software begründet, warum es eine bestimmte Anlage empfiehlt. Prof. Hornuf fügt erläuternd hinzu, dass GPT-4 „sehr vernünftige Ergebnisse“ abliefert, obwohl es nicht spezifisch für die Finanzberatung trainiert wurde.
Quelle: AssCompact Deutschland, bearbeitet von AssCompact Österreich
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