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Insolvenzen 2018: Firmenpleiten auf historischem Tiefstand

Insolvenzen 2018: Firmenpleiten auf historischem Tiefstand

13. Februar 2019

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4 Min. Lesezeit

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News-Finanzen

Deutlich mehr Privatpersonen, aber weniger Unternehmen meldeten 2018 Insolvenz an. Unter den Branchen sticht allerdings das Kredit- und Versicherungswesen mit einem Anstieg der Konkurse hervor. Das zeigt die aktuelle Statistik des Gläubigerschutzverbands Creditreform.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 2/13/2019

Insgesamt gab es 2018 in Österreich 16.566 Firmen- und Privatinsolvenzen – und damit um 22,8% mehr als 2017. Der Anstieg erklärt sich vor allem aus dem Trend zu stark steigenden Privatkonkursen, der sich im Vorjahr aufgrund der Reform des Insolvenzrechts verfestigt hat. So stieg die Zahl der Insolvenzen von Privatpersonen um 38,7% auf über 11.300 Verfahren – ein neuer Rekord seit Einführung des Privatinsolvenzrechts 1995. Pro Werktag melden 46 Personen Konkurs an. Da sich der Trend im letzten Quartal 2018 aber deutlich abgeflacht hat, rechnen Experten damit, dass sich die Insolvenzen heuer wieder auf das „normale“ Niveau von 2016/17 einpendeln werden.

Jeder dritte Privatkonkurs in Wien

Die stärksten Zuwächse bei den privaten Pleiten gab es im Burgenland (+97,6%), in der Steiermark (+72,6%) und Vorarlberg (+69,7%). Die größte Betroffenheit herrscht traditionell in Wien mit einem Drittel aller Insolvenzen. Während knapp 27 von 10.000 Wienern zahlungsunfähig werden, sind es österreichweit 17 Personen.

Hauptgründe sind der Verlust des Arbeitsplatzes, gescheiterte Selbständigkeit oder ein persönlicher Schicksalsschlag (Krankheit, Scheidung). Das „Grundübel“ sei aber laut Gläubigerschutzverband Creditreform immer der mangelnde Überblick über die eigene finanzielle Lage – sei es etwa bei Online-Bestellungen oder in der Selbstüberschätzung beim Gang in die Selbständigkeit. Hauptgläubiger sind Banken, Versicherungen, Mobilfunkbetreiber und Online-Shops.

Prominente Pleiten: NIKI, Forstinger & Co.

Einen Rekord – allerdings in positiver Hinsicht – gab es auch bei den Firmeninsolvenzen. Die Anzahl der Verfahren ging im Vorjahr um 1,8% auf 5.224 Fälle zurück und erreichte damit einen historischen Tiefstand seit 17 Jahren. Pro Werktag meldeten 21 Unternehmen Insolvenz an. Zwar waren vor allem Klein- und Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern betroffen. Für Aufsehen sorgten aber prominente Pleiten wie NIKI, Forstinger, Charles Vögele, die Rosenberger-Gruppe und die Waagner-Biro-Gruppe. Gründe für den Konkurs sind vor allem kaufmännische Fehler des Managements, Liquiditätsprobleme aufgrund sinkender Margen und Forderungsverluste.

Den stärksten Rückgang der Firmenpleiten gab es in Tirol (-9,4%), Salzburg (-8,5%) und Kärnten (-7,3%). Lediglich im Burgenland (+14,3%) und in Niederösterreich (+8,0%) ist die Anzahl der Insolvenzen gestiegen. Am stärksten betroffen war Wien mit 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen. Österreichweit kamen auf dieselbe Zahl durchschnittlich elf Insolvenzen.

Anstieg in Handeln, Kredit- und Versicherungswesen

Im Branchenvergleich gingen die Insolvenzen am stärksten im Tourismus (-11,6%) und der Industrie (-7,1%) zurück. Den größten Zuwachs meldeten das Kredit- und Versicherungswesen (+6,6%) und der Handel (+5,4%). Trotz guter Auftragslage ist die am stärksten betroffene Branche nach wie vor das Bauwesen mit 2 Insolvenzen je 1.000 Unternehmen.

Mögliche Trendwende

Nach dem guten Wirtschaftsjahr 2018 halten manche Experten den Zenit nun für überschritten. Für aufziehende „Gewitterwolken“ könnten vor allem Trumps Handelspolitik, das Brexit-Chaos, die prekäre Lage Italiens und die möglicherweise auslaufende Niedrigzinsphase sorgen. Damit könnte auch der Trend der sinkenden Insolvenzen in Österreich ein Ende finden.

Bild: ©Markus Bormann - Fotolia

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