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GVFW: 90 Jahre im Dienst des Versicherungswesens

GVFW: 90 Jahre im Dienst des Versicherungswesens

03. Oktober 2019

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7 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Mit viel Prominenz aus der gesamten Branche und hochkarätigen Vorträgen renommierter Wissenschaftler feierte die Gesellschaft für Versicherungsfachwissen (GVFW) gestern in der Österreichischen Nationalbibliothek den 90. Geburtstag.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 10/3/2019

Der Festakt stand unter dem Motto „Digitalisierung, Regulierung und Demografie – Wohin steuert unsere Gesellschaft?“ Präsidentin Prof. Elisabeth Stadler blickte einleitend auf 90 Jahre im Dienst des Versicherungswesens zurück: „Die Gesellschaft für Versicherungsfachwissen hat sich zum führenden Anbieter für Versicherungsthemen in Österreich entwickelt. Alljährlich nutzen bis zu 2000 Teilnehmer unser Angebot.“ Zu den rund 500 Mitgliedern zählen in- und ausländische Versicherungsgesellschaften, MitarbeiterInnen aus Versicherungen, Versicherungsmakler sowie Wissenschaftler und Rechtsanwälte. Unter großem Applaus dankte Elisabeth Stadler Geschäftsführerin Mag. Katharina Trampisch und ihrem Team für den unermüdlichen Einsatz.

Die Philosophie des sozial verträglichen Frühablebens

Der Philosoph und Schriftsteller Univ.-Prof. Dr. Peter Sloterdijk warf unter dem Motto „Phantome der Sicherheit – Versicherungswesen zwischen Gemeinwohl und Gemeinunwohlsein“ einen augenzwinkernden Blick auf die Welt der Versicherung und ihre Historie von der Seefahrt im frühen Mittelalter über die Witwenpension der schottischen Pastoren bis in die Gegenwart der Versicherungsbranche, in der Langlebigkeit ein Risiko bedeute und „sozial verträgliches Frühableben“ (Zitat aus der deutschen Versicherungsbranche) erwünscht sei.

„Menschen, die wie ich im Jahr 1947 geboren sind, hatten eine Lebenserwartung von 66 Jahren, die habe ich schon um fast sieben Jahre übertroffen“, verriet der Philosoph. Er gehöre damit zu einer Gruppe, die die öffentlichen Finanzen durch Langlebigkeit belaste. „Emeritierte Professoren sind früher durchschnittlich im vierten Jahr ihre Pension gestorben. Heute ist diese Form des sozialen Wohlverhaltens dabei, eine Seltenheit zu werden“, so Sloterdijk.

„Versicherung ist ein paradoxes Geschäft. Wo immer Menschen sich gut versichert fühlen, neigen sie zu leichtsinnigen Verhaltensweisen“, so der Philosoph. Der Mensch habe ein Gefahrenbewusstsein, aber kein Risikobewusstsein. Wäre die Österreicher, die dem Skisport frönen, nicht so außerordentlich gut versichert, wäre die Beinbruchquote deutlich niedriger.

Die Komplexität der europäischen Regulierungspolitik

Der ehem. Leiter des Referats „Versicherungen und Altersversorgung“ bei der Europäischen Kommission und „Vater von Solvency 2“, Prof. Karel van Hulle skizzierte die Aufgaben der europäischen Regulierungsbehörden und berichtete von seinen Erfahrungen mit den Schwierigkeiten und der Komplexität der europäischen Regulierungspolitik. Sein Fazit: Man sollte in den europäischen Regulierungsbestrebungen bescheiden sein, weil die Mitgliedstaaten oft zum „Golden Plating“ neigen und in der nationalen Gesetzgebung über die europäischen Regulierungsvorschläge hinausgehen. Sein Appell an die Branche: Den Verbraucherschutz ernst zu nehmen. „Die Botschaft ist klar: Verkaufe keine Produkte, die du nicht selber kaufen würdest!“

Roboter-Sumoringen und Sensoren in Kuhglocken

Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Forgó, Leiter des Instituts für Technologie- und Immaterialgüterrecht an der Uni Wien, legte den Fokus seines launigen Vortrags auf Recht und Ethik der Digitalisierung und hinterfragte u.a. anhand aktueller Beispiele, ob und wie sich Künstliche Intelligenz regulieren lasse. Mit einem Videoclip über japanisches Roboter-Sumoringen, dem Bericht über den missglückten Diebstahl einer mit einem Sensor zur Erforschung der Mobilität von Kühen ausgestatteten Kuhglocke und einem graphischen Vergleich der Google-Aufrufquote der Begriffe „Kim Kardashian“ und „DSGVO“ hatte Forgó die Lacher auf seiner Seite. Sein durchaus ernsterer Befund: Österreich liege in punkto Digitalisierungsgrad bestenfalls im internationalen Mittelfeld, Europa sei wie in einem Burger zwischen asiatischer Hardware- und amerikanischer Softwarekompetenz eingeklemmt.

Wie Österreich altert und wächst

Interessante und teils brisante Daten und Forschungsergebnisse über die ökonomischen Auswirkungen des demographischen Wandels präsentierte Univ.-Prof. Dr. Alexia Fürnkranz-Prskawetz, Direktorin des Instituts für Demographie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. „Österreich altert und wächst“, so die Professorin an der TU Wien. Bis 2080 werde die Einwohnerzahl von derzeit 8,86 auf rund 10 Millionen wachsen, seit 1945 sei die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer von 59 auf 79 Jahre, jene der Frauen von 64 auf 84 Jahre gewachsen. Ihr Fazit: „Die Alterung der Bevölkerung ist nichts Schlimmes, sondern etwas Gutes. Wir leben länger, das ist eine Chance, aber auch eine Herausforderung für die Systeme unserer Gesellschaft.“ 2080 werde fast ein Drittel der Bevölkerung in der Altersgruppe 65+ sein. Ihr Befund: „Wir verlieren Lebenserwartung, wenn wir nicht in Bildung investieren.“ Denn Fruchtbarkeits- und Sterberate seien bildungsabhängig.

Buchpatenschaft für Huldigung an den Kaiser

Zum Abschluss des Festakts überreichte die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Dr. Johanna Rachinger an Präsidentin Elisabeth Stadler die Urkunde über eine Buchpatenschaft, welche die GVFW anlässlich des Jubiläums übernommen hat um mitzuhelfen, das kulturelle Erbe der Bibliothek für künftige Generationen zu erhalten. Das Buch könnte nicht besser zum Anlass passen: Es handelt sich um die prunkvolle Huldigungsadresse der Versicherungsanstalten Österreich-Ungarns an Kaiser Franz Josephs anlässlich der Silbernen Hochzeit mit seiner Elisabeth.

Die unterzeichneten Versicherer wünschten sich vom Kaiser mit dieser Gabe Steuererleichterungen, was Präsidentin Stadler zur Bitte an die Nationalbibliothekschefin veranlasste: „Könnten Sie nicht den Finanzminister von der Übernahme unsere Patenschaft unterrichten?“

Foto oben: Buchpatin Elisabeth Stadler (l.) und die Generaldirektorin der Nationalbibliothek, Johanna Rachinger. (Foto: Oreste Schaller)

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