Freie Versicherungsberater sind durch eine Vielzahl an Regularien in ihrer Tagesarbeit belastet. Immer mehr Vorschriften für den Beratungsprozess lassen die verfügbare Zeit für die tatsächlich wichtigste Aufgabe, die objektive Information von Kunden in Ausrichtung auf deren Versicherungsbedarf, schrumpfen. Stichwort IDD und daraus resultierende Verpflichtungen.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 3/31/2022
Von Dr. Helmut Tenschert, Unabhängiger und zertifizierter Bildungsträger für Versicherungsmakler und -agenten
Wie aber diesen zahlreichen Pflichten vollinhaltlich nachkommen und trotzdem ausreichend Zeit für die Aufklärung bestehender und zukünftiger Versicherungsnehmer freischaufeln?
Die Antwort liegt auf der Hand, sie besteht in der konsequenten Nutzung digitalisierter Prozesse. Einerseits bei Kommunikation und Dokumentation und andererseits den verstärkten Einsatz digitalisierter Versicherungsprodukte wo möglich und sinnvoll.
Beispiel für IDD-konformer Beratungsprozess
Verschiedene Versicherungsunternehmen bieten bereits digitale Unterstützung zur zeitsparenden Bewältigung der Informationsprozesse im Dreieck Versicherer – Makler – Kunde, die geeignet erscheinen die vielfältigen Verpflichtungen zu erfüllen und dabei die geforderte Qualität zu gewährleisten. Das sei am Beispiel einer digitalen Umsetzung durch eine sehr große österreichische Versicherungsgesellschaft nachstehend näher ausgeführt.
Dabei geht es in erster Linie um einen IDD-konformen Beratungsprozess. Dieser sieht nach der Wunsch- und Bedarfserhebung und der Übergabe der vorvertraglichen Informationen den Zugang zu einer Produktgruppe des Anbieters vor und in weiterer Folge nach der Produktauswahl samt Produktinformationsblättern zu einer Empfehlung. Ein optionaler Vorschlag mündet dann zu einem entsprechenden Antrag, inklusive Gesundheits- und Risikofragen. Angeschlossen die Beratungsdokumentation über die vorangegangene Wunsch- und Bedarfserhebung.
Die IDD-konforme Beratungsdokumentation wird mit den Beratungsdaten befüllt und weist weiter Informationen zu abweichenden Kundenwünschen aus. Die Vermittlerdaten und die GISA-Zahl werden übernommen, verpflichtende Produktinformationsblätter werden gedruckt Am Ende steht dann die elektronische Unterschrift.
Zusammengefasst die Vorteile eines derartigen Beratungsablaufs. Der Antragsprozess ist klar und nachvollziehbar dokumentiert und jederzeit abrufbar.
Die elektronische Datenübertragung ist gesichert und DSGVO-konform, Rückmeldungen zu Status oder Polizzennummer zuzüglich dazugehöriger Dokumente, wie eine Polizzenkopie, werden gegeben.
Die Maklerinformationen werden über ein 24/7 verfügbare Internetverbindung zur Schnittstelle des Versicherers geführt, wo dann die prozessuale Verteilung und Abarbeitung inklusive Dunkelverarbeitung erfolgt. Zweifellos bedeutet ein solcher gut strukturierter Ablauf eine gravierende Entlastung des freien Beraters zur Erfüllung aller gesetzlichen Informations- und Dokumentationspflichten und schafft Raum für die Gespräche mit Kunden und Interessenten zur Gestaltung eines optimalen Versicherungsschutzes. Also nicht die Auslagerung von Arbeit durch den Versicherer, sondern eine zusätzliche Serviceleistung durch Zurverfügungstellung von Systemen, Schnittstellen und Datenversorgungen zur Rechtssicherheit für die durchzuführenden Aufgaben.
Das Augenmerk kann durch die geschilderte wertvolle Unterstützung in der Tagesarbeit wieder verstärkt auf das Kundengespräch gelegt werden, dem Kernelement unserer Tätigkeit. Mehr Stunden beim Kunden bedeuten eben auch mehr Geschäft. Aber auch in der Palette an Versicherungsprodukten kann Digitalität nützlich eingesetzt und verwendet werden. Während weitgehend automatisierte Abläufe im Konsumentengeschäft schon fast selbstverständlich sind, wurden die Möglichkeiten des Einsatzes digitalisierter Produkte für das Unternehmergeschäft bislang noch wenig umgesetzt.
Anmerkung
Aus meiner Sicht wird es in Zukunft nur mehr möglich sein den mannigfaltigen und stetig anwachsenden IDD-Vorschriften nachkommen zu können, indem man die unterschiedlichen Arbeitsabläufe abseits der Kernaufgabe durch Einsatz digitaler Hilfestellungen markant zurückfährt.
Entsprechende Veränderungen in der Struktur unserer Betriebe werden ebenso herausfordernd wie unverzichtbar sein. Je früher desto besser. Eine Investition in die Zukunft, die längst begonnen hat. P
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Foto oben: Dr. Helmut Tenschert, Unabhängiger und zertifizierter Bildungsträger für Versicherungsmakler und -agenten
Titelbild: ©alexkich – stock.adobe.com
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