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Bitcoin-Hype: der größte Prototypentest der IT-Geschichte

Bitcoin-Hype: der größte Prototypentest der IT-Geschichte

15. Oktober 2018

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5 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Für manche ist Bitcoin eine Alternativwährung, für andere ein Spekulationsinstrument und daher für viele ein Spielfeld für Betrüger und Pyramidenspieler. So undifferenziert wollte man diese Thematik am Institut für Versicherungswirtschaft an der Johannes Kepler Universität in Linz nicht behandeln und lud Experten für einen Talk zu den Möglichkeiten abseits der Bitcoin-Spekulation ein.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 10/15/2018

„Bisher hatte die Digitalisierung vor allem das Kundenerlebnis im Blick ― Stichwort Apps“, so Generaldirektor Dr. Josef Stockinger, Vorsitzender des Instituts für Versicherungswirtschaft. Noch viel spannender für die Versicherungswirtschaft sei aber das „Back-End“. Der Fokus liege hier auf einfacheren Prozessen und sinkenden Kosten. „Einfachere Abläufe und ein reduzierter Aufwand bringen auch einen höheren Mehrwert für unsere Kunden, deren Erwartungshaltung sich zunehmend verändert.“

Die Blockchain kann man sich als dezentrales Kassen- oder Kontenbuch vorstellen, so AssCompact Investment-Experte Mag. Markus Waghubinger, bei dem jeder Teilnehmer eine vollständige Kopie der Datenbank auf seinem Rechner hat. Wie beim Tagesabschluss im Kassensystem werden auch bei der Blockchain tourlich Abschlüsse gebildet, und zwar die namensgebenden Blöcke. Verschlüsselungstechnik und Transparenz für alle Beteiligten gewährleistet Sicherheit vor Manipulation.

Vertrag vollautomatisiert abschließen

Für die Versicherungswirtschaft ergeben sich durch Blockchain zahlreiche neue Möglichkeiten. So könnte etwa ein Versicherungsvertrag vollautomatisiert ausgeführt werden. Erste Pilotprojekte solcher „Smart Contracts“, etwa in Form einer Flugverspätungsversicherung, gibt es bereits: Erreicht der Flieger den Flughafen zu spät oder wird der Flug gecancelt, wird diese Information vom Flughafen dokumentiert und an den Smart Contract des Kunden gemeldet. Ohne dass dieser einen Schaden melden muss, werden die definierten Schadenabwicklungsprozesse in Gang gesetzt. Die Entschädigung kann somit innerhalb weniger Minuten nach der Landung ausbezahlt werden.

Eine ähnlich aufgebaute Ernteausfallversicherung wurde ebenso bereits aufgesetzt. Denkbar für eine Blockchain-basierte Versicherungslösung ist jedes Risiko, das im Leistungsfall zuverlässig digital dokumentiert ist.

Zahlreiche neue Möglichkeiten

Im Vertrieb könnten einheitliche Datensätze Ineffizienzen in den Prozessen beheben und Vermittlern viel Zeit und administrativen Aufwand einsparen. Auch das Vertragsmanagement könnte mittels Blockchain automatisiert und dadurch transparenter werden. Die Möglichkeiten, Verträge vollautomatisiert abzuschließen, werden mit der zunehmenden Vernetzung von Geräten noch viele Anwendungsfälle ermöglichen, die heute noch nicht am Radar seien, betonte Mag. Markus Waghubinger, AssCompact Investment und Berater für Strategie und Innovation. Daneben erwartet der Investmentexperte auch die Verwendung dieser Technologie durch die öffentliche Hand: So wurde kürzlich eine Bundesanleihe begeben, deren Notarisierung via Blockchain erfolgte.

Problematischer Prototyp Bitcoin

Bitcoin ist die erste und bekannteste Blockchain. Ziel ist es, Geld ohne einen Zwischenhändler zu überweisen. Weil im Gegensatz zu einer konventionellen Währung die Wertentwicklung von hohen Volatilitäten geprägt ist, ist die Bitcoin neben anderen „Kryptowährungen“ vor allem Gegenstand hochriskanter Spekulationen geworden. Waghubinger sieht in der Bitcoin weder eine Währung noch ein potenzielles Investment, sondern einen Prototyp für die Blockchain-Technologie: „Wie jeder Prototyp muss er noch nicht funktionieren und schon gar keine Währung ersetzen. Gleichzeitig wurde aber noch nie ein Prototyp von so vielen Usern auf Herz und Nieren geprüft. Wir wissen nun, dass die Blockchain-Technologie für sichere Wertübertragung funktioniert.“ Damit sei der Weg offen für echte Anwendungsfälle.

Auch für den Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny, können Bitcoin & Co. wesentliche Aufgaben einer Währung nicht erfüllen. So ist die „digitale Münze“ weder ein allgemeines Mittel für den Zahlungsverkehr, noch dient sie der Wertaufbewahrung. Das Eurosystem habe Blockchain-Lösungen für eigene Systeme geprüft. Derzeit würden die Anforderungen an Effizienz und Sicherheit jedoch nicht erfüllt.

Für Endkunden noch keine Auswirkungen

Fazit der Experten: Die Technologie ist noch jung. Wofür Blockchains künftig genutzt werden, wird sich erst herauskristallisieren. Sicher ist jedoch, dass sich auch die Rolle der Versicherer wandeln wird. Einigkeit bestand darüber, dass noch Zeit vergehen wird, bis praktische Anwendungen für den Endkunden spürbar werden. Auch das Geschäftsmodell des Versicherers werde durch die Blockchain-Technologie in absehbarer Zeit nicht obsolet werden.

Foto (v.l.): Dr. Josef Stockinger, Mag. Markus Waghubinger, Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny, O. Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Pernsteiner

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