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„Österreichisches Pensionssystem großzügig, aber nicht nachhaltig“

„Österreichisches Pensionssystem großzügig, aber nicht nachhaltig“

21. September 2017

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5 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Einen „sachlichen, offenen Dialog“ sollte die jährliche Enquete zum österreichischen Pensionssystem über alle Parteigrenzen hinweg schaffen. Politiker und Wissenschaftler diskutierten Zukunftsszenarien, darunter auch der renommierte Pensionsexperte Bert Rürup.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 9/21/2017

Geladen hatte die ARGE Zusatzpensionen, bestehend aus dem Fachverband der Pensionskassen, dem Verband der Versicherungsunternehmen VVO, der Plattform der betrieblichen Vorsorgekassen und der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG). „Trotz der derzeit recht emotional geführten Wahlkampf-Auseinandersetzungen ist es uns bei der diesjährigen Enquete gelungen, über alle Parteigrenzen hinweg in einem sachlich, offenen Dialog über den besten Weg zu einem zukunftssicheren Pensionssystem zu debattieren“, resümiert Manfred Rapf, Sektion Lebensversicherung VVO.

Pensionen nicht nur aus Arbeitseinkommen finanzieren

„Das österreichische Pensionssystem ist großzügig, aber nicht nachhaltig, sprich mit langfristigen Finanzierungsrisiken behaftet“, stellte der deutsche Wirtschaftswissenschafter Bert Rürup fest. Hinzu komme, dass „seit Mitte der 1980er Jahre in den meisten Industrieländern ein trendmäßiger Rückgang der Lohnquote und im Gegenzug ein Anstieg des gesamtwirtschaftlichen Anteils der Vermögenseinkommen zu beobachten ist – auch in Österreich“. Daher sollte ein „gutes“ Altersvorsorgesystem nicht nur aus dem Arbeitseinkommen, sondern aus allen Quellen des Volkseinkommens finanziert werden – und damit auch aus den nationalen wie internationalen Kapitaleinkommen. „Unter risikodiversifizierenden Gesichtspunkten ist Alterssicherungssystemen, die aus einer Mischung von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen bestehen, der Vorzug vor monistisch finanzierten Systemen zu geben“, so Rürup.

Ergänzung zur staatlichen Pension

Weil die Alterssicherung eine Kernaufgabe des demokratischen Sozialstaates sei, werde man stets für eine starke erste Säule eintreten, betonte ÖGB-Präsident Erich Foglar. „Wir bekennen uns aber auch zu einer ergänzenden betrieblichen Altersvorsorge auf Basis sozialpartnerschaftlicher Vereinbarungen und zu einer zusätzlichen privaten Pensionsvorsorge.“

Die erste Säule dürfe man auch in Zukunft nicht schwächen, so SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch. Sie müsse jedem ein Dach über dem Kopf sichern. „Wenn es dazu für unser imaginäres Haus noch eine bessere Innenausstattung und einen Balkon gibt – symbolisch die zweite und dritte Säule des Pensionssystems – dann ist das umso besser“. Der ÖVP-Abgeordnete Mag. Andreas Hanger sieht „betriebliche und private Vorsorge als gute Ergänzung der staatlichen Pension“. Er befürwortet auch den Vorschlag, dies im Rahmen von Kollektivvertragsverhandlungen zu unterstützen.

Betriebliches und persönliches Engagement stärken

„Neben einer stabilen staatlichen Pension erwartet sich die Mehrheit der Bevölkerung, dass auch Arbeitgeber einen Beitrag zur Zusatz-Pensionsvorsorge leisten – das wissen wir aus aktuellen Umfragen“, so Andreas Csurda, Vorstandsvorsitzender der Plattform der Betrieblichen Vorsorgekassen. „Die Betrieblichen Vorsorgekassen werden sich hier auch in Zukunft stark einbringen und eine wichtige Rolle übernehmen.“

„Das klare Bekenntnis zu ergänzender betrieblicher und privater Pensionsvorsorge sei „ein großer Schritt“ in der heimischen Pensionsdebatte, meint Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften. „Es muss das Ziel aller Beteiligten sein, Herrn und Frau Österreicher den Vorsorge-Gedanken näher zu bringen und somit das persönliche Engagement für zusätzliche Pensionsvorsorge zu stärken“. 

„Drei-Säulen-Zukunftsmodell fernab von ideologischen Debatten“

„Seitens unserer nächsten Bundesregierung, aber auch bei allen anderen Politikern und Sozialpartnern ist nun der politische Wille gefragt, ein Konzept für ein integriertes Drei-Säulen-Zukunftsmodell fernab von ideologischen Debatten zu erarbeiten“, erklärte Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen.

Foto: 1. Reihe: Andreas Zakostelsky (Fachverband der Pensionskassen), Erich Foglar (ÖGB), Bert Rürup (Rentenexperte) 2. Reihe: Heinz Bednar (Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften), Andreas Csurda (Plattform der Betrieblichen Vorsorgekassen), Manfred Rapf (Sektion Lebensversicherung VVO) (© Petra Maringer)

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